Mark Zuckerberg möchte mit der Einführung von Facebook Timeline von allen Nutzern ein Lebensarchiv  erstellen, so etwas wie eine biografische Zeitleiste oder ein Tagebuch. Mit dieser neuen Funktion sollen die wichtigsten Meilensteine des Lebens dokumentiert werden – berufliche und private Stationen. Diese Timeline ersetzt das bisherige Profil bei Facebook und sorgt für Diskussionen. Für manche ist es eine willkommene Möglichkeit ihre Lebensgeschichte zu präsentieren und sie werden bereitwillig private Informationen und Fotos der Öffentlichkeit preisgeben. Andere wiederum füllen sich durch diese neuen Entwicklungen bedroht und bangen um ihre Privatssphäre. Andererseits steht die Frage nach dem Gewinn für Facebook selbst

Soziale Netwerke sind eine Goldgrube

Millionen von Menschen füttern Soziale Netzwerke bereitwillig mit ihren Daten – eine wahre Goldgrube für die Betreiber. Je mehr Daten und Fakten gesammelt werden, desto höher liegt der Gewinn bei der Verwertung und Vermarktung diese Informationen. Millionen von Menschen nutzen Facebook. Mark Zuckerbergs Vermögen wird vom US-Magazin „Forbes“ auf 17,5 Milliarden Dollar taxiert. Einen aufschlussreichen Blick hinter den Kulissen von Facebook wirft Sascha Adamek in seinem Buch „Die facebook-Falle“ und zeigt „Wie das soziale Netzwerk unser Leben verkauft“.  Unter anderem klärt er über die kommerzielle Verwertung von persönlichen Nutzerdaten auf. Der Jura-Student Maximilian Schrems aus Wien wollte wissen, welche Daten  Facebook über ihn gespeichert hat in drei Jahren. Er erhielt eine CD mit 1,200 DIN-A4-Seiten, darunter befanden sich Nachrichten, die er schon längst gelöscht glaubte.  Daraus zog er die Konsequenz und gründete die Initiative „Europe versus Facebook“. Wer ebenfalls ein Auskunftsersuchen an Facebook schicken möchte, findet auf der Seite eine entsprechende Anleitung.

Mehr Transparenz mit Timeline?   

Facebook fordert User dazu auf, ihr Leben mit Timeline zu erzählen und fortlaufend zu aktualisieren, so entsteht eine Chronik oder Tagebuch mit regelmäßigen Updates. Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang und die Auswirkungen sind noch nicht alle absehbar. Werden es die Nutzer von Facebook akzeptieren oder ablehnen? Bestimmt gibt es Nutzer, die sich für ein gläsernes Tagebuch in Echtzeit begeistern können. Schließlich steht es jedem frei, die Privatsphäre durch entsprechende Einstellungen zu gewährleisten, falls gewünscht. Der Sinn von einem Tagebuch oder einer Lebenschronik entspricht es allerdings bei Timeline nicht, hat es doch eher die Funktion einer Selbstdarstellung und sonst nichts. Es fehlt an Tiefe und dem nötigen Hintergrundwissen, es bleibt an der Oberfläche hängen und kann nicht die ganze Persönlichkeit erfassen und darstellen.  Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass es selbst bei entsprechenden Einstellungen kaum privat bleibt, denn Facebook speichert alles und vergisst nichts. Ein Nachteil von Timeline liegt darin, dass das Löschen dabei nicht vorgesehen ist. So bleiben für alle Zeiten alle Details enthalten. Das Leben ändert sich ständig, Gefühle und Gedanken ebenfalls, wer möchte schon immer an alles erinnert werden? Oder diese Informationen für alle sichtbar im Netz hinterlassen? Wer ein digitales Tagebuch führen möchte oder  eine Lebenschronik erstellen will, kann sich dafür ebenso ein Blog einrichten, da können Beiträge oder Bilder selbst gelöscht werden.

Soziale Netzwerke und Selbstbestimmung  

Sicherlich bieten Soziale Netzwerke viele Vorteile, sonst würden sich nicht Millionen von Menschen dort anmelden. Dennoch dürfen die Nachteile nicht übersehen oder verharmlost werden. Denn nicht jeder Nutzer erkennt die Gefahren, die in sozialen Netzwerken lauern. Zudem sollte ein soziales Netzwerk ja eben sozial denken und handeln, aber nicht von seinen Nutzern Transparenz erwarten und  selbst eher undurchsichtig sein und sich mit Informationen bedeckt halten, zum Beispiel über die Datenspeicherung. Und keinesfalls darf der Datenschutz nicht vernachlässigt werden. Ich finde, jeder Nutzer hat das Recht selbst zu bestimmen – was über ihn veröffentlicht wird und wer diese Informationen einsehen darf. Zudem dürfen andere nicht darüber entscheiden welche Informationen gelöscht werden oder eben auch nicht. Weil ich da bisher eher Bedenken hatte, habe ich mich nicht bei Facebook angemeldet. Grundsätzlich sind soziale Netzwerke für viele eine Bereicherung, aber die Betreiber von sozialen Netzwerken sollten dabei den Datenschutz gewissenhaft umsetzen und sich auf die Anforderungen und Wünsche der Nutzer einstellen. Inzwischen versuchen sich andere Anbieter ebenfalls auf den gewinnträchtigen Markt zu etablieren, wie Chime.in. Letztlich werden die Nutzer über den Erfolg von einem sozialen Netzwerk bestimmen.

 

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